Landesaufnahme

Die systematische Erhebung, Interpretation und Charakterisierung der geologischen und geophysikalischen Eigenschaften des gesamten Staatsgebiets zählt zu den Schwerpunkten der Landesaufnahme an der GeoSphere Austria.

Dieses Wissen bildet eine wichtige Grundlage für so unterschiedliche Anwendungsbereiche wie Raumplanung, Naturgefahrenvorsorge oder der nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Rohstoffen, Wasser und Energie. Die entsprechende Datenerhebung erfolgt dabei direkt durch die GeoSphere Austria mittels Kartierung durch Expertinnen und Experten im Gelände unter Anwendung verschiedener geologischer und geophysikalischer Messmethoden. Bei diesen Rohdaten aus dem Gelände kann es sich um Messungen, Aufzeichnungen, Bild- und Probenmaterial handeln, welche für die folgende Interpretation in Datenbanken katalogisiert und gegebenenfalls labortechnisch auf Zusammensetzung und Altersdatierung analysiert wird.

Ein Mann sitzt auf einem Felsen.

Landesaufnahme_Expositionsdatierung.jpg

Probennahme zur Expositionsdatierung eines Blockes auf einem Moränenwall (Senderstal, Stubaier Alpen, Tirol) im Zuge der geologischen Landesaufnahme. © GeoSphere Austria/Reitner.

Neben den selbst erhobenen Geländedaten befindet sich die GeoSphere Austria jedoch auch im Besitz einer Vielzahl an Fremddaten, die von Dritten, wie etwa Bergbauunternehmen, Zivilingenieurbüros und Privatpersonen, zur Verfügung gestellt wurden. Dabei kann es sich um Bohrkerne, Bohrlochmessungen, Berichte und sonstiges Probenmaterial handeln.

Geprüfte Fremddaten und Geländedaten bilden dabei die Grundlage für die Erstellung von hochwertigen und standardisierten Produkten sowie Services wie Karten, Publikationen und Beratungsleistungen. Über Referenzsammlungen stehen ausgewählte Fossilien, Mineralien, Gesteine und Bohrkerne aus der Landesaufnahme zudem für Wissenschaft, Wirtschaft und Wissensvermittlung zur Verfügung.

Die Landesaufnahme stellt aufgrund neuer methodischer Ansätze, sich verändernder Fragestellungen, wachsender Genauigkeitsansprüche und neuer geodynamischer Entwicklungstheorien einen fortdauernden Prozess dar.

Geowissenschaftliche Kartierung an der GeoSphere Austria

Die offiziellen, topographischen Karten des Bundesgebietes bilden die Grundlage für die geologische und geophysikalische Kartierung. Darauf werden eine Vielzahl an geowissenschaftlichen Informationen vermerkt, wie etwa räumliche Verbreitung, Orientierung und Alter der klassifizierten, geologischen Gesteinseinheiten, natürliche Ressourcen, Störungslinien, Hangrutschungen und geophysikalische Eigenschaften, um nur einige zu nennen. In einem komplexen Prozess wirken dabei viele Teilbereiche der Geowissenschaften wie Petrologie, Sedimentologie, Geochemie, Paläontologie, Mineralogie, Geophysik, Ingenieurgeologie und Hydrogeologie maßgeblich mit. Satelliten-, flugzeug-, helikopter- und drohnengestützte Fernerkundungsmethoden unterstützen dabei die Datenbasis, die aus der Geländebegehung stammt.

Mit geophysikalischen Messmethoden werden etwa großflächige Abweichungen der Normalwerte im Bereich Radioaktivität und Erdmagnetfeld aufgezeichnet. Die Messung der radioaktiven Strahlung aus der Luft sowie der Radioaktivität am Boden ist etwa aus Sicht des Strahlenschutzes von Bedeutung, um Aussagen zur terrestrischen Strahlungsbelastung der Bevölkerung treffen zu können.

Die gemessenen Abweichungen des Erdmagnetfeldes können ihre Ursachen wiederum im Erdkern, in der Erdkruste oder in der oberen Atmosphäre haben. Dabei können langsam und schnell veränderliche Ursachen unterschieden werden. Für die geowissenschaftliche Kartierung sind hier speziell langsam veränderliche Ursachen relevant, die auf Prozesse im Erdkern sowie auf unterschiedliche magnetische Eigenschaften von Gesteinskörpern in der Erdkruste zurückzuführen sind. Die periodische Messung dieser Eigenschaften bildet etwa die Basis für die Berechnung von Richtung und Intensität des Erdmagnetfeldes, die wichtige Größen im Bereich der Navigationstechnik darstellen.

Des Weiteren kommen geophysikalische Messmethoden wie Georadar und Geoelektrik bei der Bildgebung des erdoberflächennahen Bereichs zur Anwendung. Das Georadar dient dabei der Erfassung oberflächennaher Strukturen, wie etwa archäologischer Artefakte. Durch geoelektrische Messungen lassen sich wiederum Bereiche mit unterschiedlichen Widerständen im Untergrund abbilden, wodurch die Kartierung von Grundwasserkörpern und Hangrutschungen unterstützt wird.

Mit Karten den Untergrund verstehen

Geologische und geophysikalische, zwei- und dreidimensionale Karten sowie vertikale Profilschnitte bilden die Basis für das räumliche Verständnis des Untergrundes. Diese sind in unterschiedlich detaillierten, regionalen und überregionalen Maßstäben verfügbar. Diese Informationen bilden etwa eine wichtige Grundlage für Anwendungen bei Rohstoff- und Grundwassersuche, Raumplanung und Naturgefahrenvorsorge. Eine systematische Kenntnis der geologischen und geophysikalischen Eigenschaften des Landes trägt somit signifikant zur Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und zur Bewältigung von Naturkatastrophen bei.